„Momentary Space“ – A Workshop resulting in an exhibition during the symposion „Ephemer“ at Muthesius Kunsthochschule.
Team: Anika Wieners, Katja Gross, Marlene Rieckhaus, Armin Warnecke, Aeneas Stankowski, Finn Blümel, Danny Stoermer
Supervising Tutors: Prof. Petra Maria Meyer, Prof. Thomas Feichtner, Prof. Christian Teckert
Newspaper article about the project at ”Kieler Nachrichten” which we showed at the exhibition.
Textausschnitt aus den Kieler Nachrichten vom 4. Juli 2012 (von Jörg Meyer)
Eintagsfliegen für die Ewigkeit
„Ephemer“: Symposion der Muthesius Kunsthochschule zeigt bis Sonntag die flüchtige Ewigkeit in den Künsten
Kiel. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, die Vergänglichkeit wird dem Blatt schon mit Drucklegung eingeschrieben. Nicht minder vergänglich ist die Kunst, von der man oft annimmt, sie schaffe überzeitliche, „ewige“ Werte. Ein Eintagsfliegencharakter, der weder Kunst noch Zeitung zum Nachteil gereicht. Es setzt sie in Beziehung zur Zeit. Das von Muthesius-Professorin Petra Maria Meyer konzipierte Symposion Ephemer ist ab morgen und bis Sonntag dem vergänglichen Augenblick auf der Spur.
Von Jörg Meyer
Drei Bedeutungen hat das griechische Wort „ephemerios“: „für den einen (besonderen) Tag“, „nur einen Tag lang dauernd, vergänglich“, „(all-)täglich“. Die Wortwurzel „hemära“ beschreibt zudem ganz allgemein „Zeit“ und „Leben“. Das Ephemere ist die Daseinsweise des Menschen selbst, wie schon der griechische Dichter Pindar wusste, der ihn als „Eintagswesen“ und „eines Schattens Traum“ erkannte. Quer durch alle Künste, von der bildenden über Theater und Film bis hin zu Musik und Literatur, verfolgt das Symposion Ephemer diese Spur des Vergänglichen, das, so Meyer, jedoch kein Gegensatz zur „Ewigkeit“ sei. Vielmehr seien Ephemeres und Ewiges zwei Seiten derselben Medaille Zeit – „das Vergangene wird gewesen sein, das Ephemere konstituiert das Dauerhafte“.
Nicht nur philosophisch lässt sich das betrachten, sondern auch ganz praktisch künstlerisch umsetzen. So machten schon in der vergangenen Woche acht Studierende der Bereiche Industriedesign und Raumstrategien das Lessingbad zu einem Ort höchst flüchtiger Ausstellungen, die nur wenige Stunden dauerten. Tobias Hoss etwa kleidete zusammen mit Kommilitonen einen Raum mit den Seiten der aktuellen Kieler Nachrichten aus. Dieser Zeitungsraum – Raumzeitung machte einerseits die Fläche der Seiten räumlich les- und erfahrbar, die Zeitung also zur Plastik; andererseits nahm der Raum durch seine vorläufige Existenz auf das Vergängliche des Mediums Zeitung Bezug. Und indem der Zeitungsartikel, den Sie hier eben lesen, darüber berichtet, wird das Flüchtige der Performance dennoch „für die Ewigkeit“ archiviert: Denn eben diesen Artikel wird die morgen, 19.30 Uhr, im Lessingbad eröffnende Ausstellung Momentaner Raum als Echo der längst vergangenen „Raumzeitung“ zeigen. Eine „Zeitverschiebung“, die Hoss deshalb „spannend findet, weil sie auch die Zeitung, das Material dieser Installation, für einen Ausstellungsaugenblick dem Ephemeren entreißt“. …